Schönes und Trauriges von den Philippinen

Ein Jahr nach meinem ersten Workcamp in Südindien suchte ich nochmals das Abendteuer und fand dieses in einem Projekt auf den Philippinen. Dieses Ziel war (für mich) Exotik pur, denn das Inselarchipel im westlichen Pazifischen Ozean war mir bislang völlig fremd und auch in den Medien kaum aufgefallen. Mit einer kleinen Gruppe ging es über Hongkong und Manila nach Iriga City. Die Stadt liegt knapp 300 Kilometer von Manila entfernt auf der Insel Luzon. Für drei Wochen lebte ich in einem Zentrum für Kinder, die größtenteils aus sozial benachteiligten Familien stammten. Nach meiner Zeit in Indien, wo die meisten Kindern zusammen mit ihren Familien in einer Dorfgemeinschaft lebten, war dieses Projekt insofern intensiver, als dass viele der Kinder bereits körperliche Gewalt erleiden mussten und teilweise dementsprechend verstört waren. Dennoch entwickelte sich zwischen ihnen und der deutschen Gruppe eine gute Beziehung. Unterstützt wurde dieses, da regelmäßig ausländische Freiwillige hier zu Besuch waren.


Die Zeit im Projekt war dadurch geprägt, dass wir uns am alltäglichen Leben der Bewohner beteiligten. Dazu gehörten auch handwerkliche Aufgaben,  und der intensive Austausch mit den Kindern (z.B. Spielenachmittage, Besuch in der Schule, Ausflüge zum nahen Mount Mayon, einem noch immer aktiven Vulkan).

Die letzte Woche stand mir bzw. der Gruppe zur freien Gestaltung. Schnell einigten wir uns darauf, gemeinsam in den Süden der Philippinen zu reisen – zumindest soweit südlich, wie wir es verantworten konnten. Unsere Wahl fiel auf Cebu City, von wo aus es weiter auf eine der (damals noch als Geheimtipp geltenden) tropischen Inseln ging – nach Malapascua Island. An dieser Stelle möchte ich unbedingt den einzig perfekten Reiseführer für die Philippinen erwähnen (das Philippinen-Reisehandbuch von Jens Peters!).

 

Malapascua ist nur knapp zwei Kilometer lang und etwa 800 Meter breit. Mittlerweile, gute 20 Jahre (OMG) später, hat sich die Insel längst einen Namen bei Touristen gemacht. Hier zieht es heute besonders Taucher hin, denn das Revier rundherum ist ein wahres Paradies und birgt eine atemberaubende Unterwasserwelt. Ich erinnere mich noch ganz gut an die 45minütige Rückfahrt mit dem Katamaran, die wegen des starken Windes eigentlich hätte gar nicht stattfinden dürfen. Tatsächlich war diese Überfahrt eine der weniger schönen Aktionen meiner Reisen überhaupt. Aber es ist ja alles gutgegangen.

Viel trauriger ist aber ein Ereignis, dass ich kurze Zeit vorher miterlebt hatte.


Einer unserer Ausflüge im Projekt führte uns an einem Nachmittag zum Strand. Mit einem PKW und einem Kleinbus fuhren wir mit etwa 20 Kindern und Jugendlichen zum Meer und verbrachten einige Stunden mit einem Picknick und Relaxen. Da einige kleine Kinder dabei waren, fuhren vorsorglich auch ältere Jugendliche mit, um Aufzupassen. Plötzlich kam eine gewisse Unruhe auf, die schließlich dazu führte, dass uns die begleitende Schwester zusammenrief. Einer der älteren Jugendlichen – Manuel – war verschwunden. Gerade er galt als guter Schwimmer und sollte auf die Kleineren aufpassen. Nun war ausgerechnet er verschwunden. Alle aus der Gruppe teilten sich entlang dem Strandabschnitt auf und suchten eine gefühlte Ewigkeit nach Manuel. Als schließlich die Dämmerung einsetze, mussten wir die Suche einstellen und zurück ins Projekt fahren. Ich erinnere mich noch, dass auf der gesamten Rückfahrt nicht gesprochen wurde. Am nächsten Tag erhielten wir die traurige Nachricht, dass der leblose Körper von Manuel etwas weiter abseits an einem anderen Strand gefunden wurde. Wenige Tage später fand die Beerdigung statt.