Sicher durch Mumbai – mit der Agentur im Rücken!

2005 – ich war gerade ein halbes Jahr in meinem neuen Job, wollte ich unbedingt eine spannende Auszeit – und diese mit meinem verdienten Urlaub verbinden. Mumbai hieß mein Wunschziel. Die Stadt – früher Bombay genannt – ist die größte in Indien. Die gesamte Metro hat ca. 17 Millionen Einwohner und zählt zur fünftgrößten Agglomeration der Erde. Mich reizte diese Megacity enorm, nicht zuletzt wegen der zahlreichen Sehenswürdigkeiten und auch dem Reiz der indischen Filmindustrie – Bollywood! Bei Comtour hatte ich bereits einige Reisen nach Mumbai ausgearbeitet und verkauft – auch mit Unterstützung unserer dortigen Agentur. Aber diese sollte später noch ins Spiel kommen.

Mein Chef quartierte mich für die ersten zwei Nächte bei seinem guten Freund Parvish ein. Dort sollte ich erst einmal ankommen. Tatsächlich klappte alles – auch wenn mein Taxi zu einer Adresse gelotst wurde, die übersetzt „nahe der Polizeistation an der Hauptstraße in dem Stadtteil XY“ lautete. Parvish begrüßte mich und zeigte mir mein Zimmer. Ohne dass ich in jemals getroffen hatte, öffnete er mir für zwei Tage sein privates Reich. Eine Erfahrung, die mir auf der einen Seite fremd war, aber auf der anderen Seite die überschwängliche Gastfreundschaft der Inder verdeutlichte.
In den nächsten Tagen sah ich zunächst das nicht unbedingt typische Mumbai. Ich entdeckte den Juhu Beach, einen typischen Stadtstrand der Mumbaier, der 2005 noch ein verschmutztes Loch gewesen war (mittlerweile einer der schönsten der Stadt), wanderte durch den Dharavi Slum  und unternahm eine Fahrt mit einem Vorortzug zum Sanjay-Gandhi-Nationalpark um diesen mit Parvish – seines Zeichens Uni-Professor für Botanik und Zoologie zu erkunden. In dem größten Park der Stadt stiegen wir ziemlich plötzlich aus einem kleinen Bus aus und unternahmen eine Wanderung. Parvish informierte mich an einer Lichtung, dass der kleine Haufen dort von einem Leoparden stamme, sein fachmännischer Blick analysierte aber, dass der Leopard bereits mindestens zwei Stunden weg sein müsste. Damit wollte er mich wohl beruhigen, denn meine Nervosität war deutlich spürbar.
An dieser Stelle möchte ich einen Auszug der Wikipedia-Eintragung zum  Sanjay-Gandhi-Nationalpark einwerfen, den ich glücklicherweise erst nach meiner Rückkehr aus Mumbai gelesen habe: „Im Park lebt auch eine kleine Population von Leoparden. Ihre Zahl wurde im Jahr 2014 mit 21 bis 35 angegeben (…) Nur ein kleiner Teil des Parks ist der Öffentlichkeit zugänglich. Die Leoparden erbeuten zu einem erheblichen Teil (anteilig etwa 43 %) auch Haustiere – vor allem streunende Hunde – an den Grenzen des Parks. Gelegentlich kommt es auch zu Angriffen auf Menschen, wobei häufig Kinder betroffen sind. Zwischen 1991 und 2013 wurden 176 Angriffe auf Menschen gezählt. 84 ereigneten sich in den Jahren 2002 bis 2004, mit 22 Todesfällen.“ Für indische Verhältnisse also kein Grund zur Besorgnis.

Nach den zwei Tagen im Norden der Stadt hatte ich ein Resort außerhalb gebucht. Das klingt nach mehr als es war, denn die Anreise war mit dem Boot und Bus durchaus abenteuerlich und das Resort war tatsächlich ein 3-Sterne Wochenendziel der Stadtbewohner. Dementsprechend einfach und abgewohnt war es, aber für einen typisch-indischen Erlebnisurlaub genau richtig.  Dort konnte ich drei Tage abschalten und relaxen.
Danach ging es auf gleichem Wege zurück in die Stadt. Ein Schnellboot brachte mich schließlich bis zum Gateway of India.

Dieser Ort ist vielleicht der bekannteste der ganzen Stadt, hier befinden sich ein kleiner Hafen für Schnellboote in die Umgebung und das berühmte Taj Mahal Hotel (welches drei Jahre später Ziel einer grausamen Attacke sein sollte). Jetzt kommt unsere örtliche Agentur wieder ins Spiel. Der dortige Chef sicherte mir zu, dass er ein Auto schickte um mich abzuholen und zum Hotel zu fahren.
Wer Mumbai nicht kennt, kann sich höchstens vorstellen, wie das Verkehrschaos die ganze Stadt lahmlegen kann. So auch an diesem Tag. Mehrfach telefonierte ich mit Herrn „Singh“ (Name von der Redaktion geändert!!!) und er sicherte mir zu, dass das Auto immer in zehn Minuten kommen wird. Auch muss man wissen, dass der Stadtplan von Mumbai dem italienischen Stiefel ähnelt – die Agentur hat ihren Sitz in „Mailand“ während sich der Gateway of India ganz im Süden in "Bari“!! befindet.
Sei`s drum. Ich wartete und wartete und wartete. Gleichzeitig sahen mich die Rikschawfahrer und anderen Taxifahrer verwundert an, denn kein Mensch wartete am Gateway of India für mehr als zwei Stunden. So lange dauerte es nämlich, bis ich endlich abgeholt wurde. 
Das tatsächlich lustigste Erlebnis in Indien gipfelte dann darin, dass ich „meinem Chauffeur“ die Zieladresse meines Hotels nannte. Er blickte mich irritiert an und sagte dann: „ Godwin Hotel? Das ist 600 Meter von hier, dahin können Sie am besten laufen“. Naja, egal, er hat mich trotzdem gefahren. Wegen des Verkehrschaos hat es auch länger gedauert, als wenn ich gelaufen wäre. Das habe ich dann am nächsten Tag gemacht!!!

 

Salaam Bombay!