Berlin und die ABBA-Kneipe

Berlin zur (Vor-)Weihnachtszeit soll ja besonders schön sein – sagt man. Tatsächlich fand auch ich die Idee ganz spannend, die deutsche Hauptstadt im Christmas-Shopping Fieber zu erleben. Ich kannte die Stadt bereits ziemlich gut – mehrere Besuche auf der ITB, einmal (und nie wieder) zu Silvester und auch im Sommer war ich bereits hier. Nun also Mitte Dezember.

Ein besonderes Erlebnis hatte ich während eines Ausflugs in den schönen Berliner Osten. Nach einem Spaziergang durch den Prenzlauer Berg fanden wir ein gemütliches Restaurant zum Aufwärmen und Essen. So ganz genau kann ich mich nicht mehr erinnern, was ich bestellte, aber es sollte etwas Nachhaltiges sein, wie sich später herausstellte. Abschließend noch ein Kaffee, und dann ging es weiter zur Kulturbrauerei. Eher zufällig (weil auf dem Weg) konnten wir hier einen der schönsten Weihnachtsmärkte in Berlin erleben. Nach dem üblichen Glühwein machten wir uns langsam auf zu unserer Unterkunft. Nachdem wir bereits den ganzen Tag zu Fuß unterwegs waren, wollten wir etwas ausruhen. Die Kulturbrauerei liegt in der Nähe vom Kollwitzplatz und dem S-Bahnhof Eberswalder Straße. Den Gourmetfreunden ist der Bahnhof selbstverständlich vertraut, denn hier befindet sich das weit über Berlin bekannte und auch bereits von Mr.SeVEN besuchte Konopke.

Wir machten uns also auf, mit der Tram in Richtung Friedrichstraße. Es dauerte zwei, vielleicht drei Stationen, als mich plötzlich der Drang überkam, die Tram sofort zu verlassen. Mit den Worten „wir müssen hier raus“ stand ich auf einmal auf dem Bürgersteig – und meine Freundin schaute mich mit großen Augen an. In diesem Moment hatte ich auch keine großen Ambitionen, mich auf eine Diskussion einzulassen. Denn ich hatte mich bereits eingelassen – mit Montezuma.  Und der fing plötzlich an, sich fürchterlich zu rächen. „So eine Scheiße“, dachte ich. Und im nächsten Augenblick suchte ich schon die Umgebung ab. Meine Freundin konnte gar nicht so schnell schauen, wie ich im nächsten Laden stand. Eine Bäckerei. Nein. Weiter. Jetzt dämmerte es ihr so langsam, doch sie kam gar nicht so schnell hinter mir her. Auch weil sie ein plötzlicher Lachanfall überkam. Kein Wunder bei dem aufrechten Gang, den ich plötzlich annahm. Ich hatte ein wirkliches Problem. In meinem Inneren tobte ein fürchterlicher Krieg, und ich hatte das Gefühl, dass alles auf einmal raus wollte. Nochmal Scheiße. Und dann plötzlich der Lichtblick, der vermeintliche Rettungsanker. Eine Kneipe. Ich hatte sie noch nicht erblickt, da war ich schon drin. Auf dem Weg zum „stillen“ Örtchen rief ich meiner Freundin noch schnell zu, „bestell zwei Kaffee“. Und dann brachen allen Dämme. „Hoffentlich bin ich hier alleine“, dachte ich nur. Und dann hoffte ich, dass der Lokus aus Meißener Hartporzellan bestand. Scheinbar war er das. Und seine Belastungsprobe hatte er mir Bravour gemeistert. Eine gefühlte Ewigkeit später stand ich wieder im Kneipenraum. Doch meine Freundin konnte ich zunächst gar nicht erblicken. Das lag aber eindeutig an den 400 Zigaretten, die die wenigen People in der Kneipe wahrscheinlich seit dem frühen Morgen verraucht hatten. Mein nächster Gedanke war – hatten die das alles gehört? Und dann hörte ich plötzlich ein „Fernando“. Hurra. Hier wird ABBA gespielt. Die hatten somit nichts gehört und auch der Kaffee war bereits am Tisch. Zwei Minuten später hatten wir denselben auf und machten uns auf dem Weg zum Hostel. Kurz vor der Ankunft schickte mir Montezuma eine zweite Botschaft. Diesmal ging aber alles gut und ich konnte mich erst einmal ausruhen. Am nächsten Tag – ging es auch Dank Imodium weiter mit unserem Berlin-Programm.

Der SeVEN-Berlin-Tipp: das „Haus der 100 Biere“ in Charlottenburg. Hier sollte man unbedingt die „Pferdeäppel auf Heu“ bestellen. Der Ausdruck „originell serviert“ trifft die Sache auf den Kopf (www.mommsen-eck.de/).